So, also ausheulen. Jetzt.
Da sitz ich nun zwischen den Stühlen und kann nicht mehr auf mein altes (Familien-)Leben zurückgreifen, in das ich die letzten Jahre investiert habe und mein neues Leben ist eine Baustelle: frisch in der Selbstständigkeit, Kredit für eine Wohnung, die noch überhaupt nicht so wohnlich ist wie ich es mir wünsche und viel zu wenig Zeit, um sie schnell wohnlich zu machen. Wenn Ronja beim Papa ist, sitz ich in dieser Wohnung und muss mich ganz fest zusammenreißen, um nicht hoffnungslos dem Selbstmitleid zu verfallen (was meistens dazu führt, dass ich wegfahre und mich unter Menschen begebe, was im Moment auch nicht recht befriedigend ist, weil ich mich selbst kaum aushalte) und wenn ich die Ronja hab, "wohne" ich im alten Haus, wo ich mich nicht mehr wohl fühle und wo mir nur auffällt, was mein Ex alles nicht macht (z.B. staubsaugen oder Bad putzen oder Bett frisch beziehen). Und ich bin's nicht gewohnt, Menschen um Hilfe zu fragen, weil ich niemandem auf die Nerven gehen will und glaube, alles allein meistern zu müssen, das klappt aber auch nicht recht.
Und der Mensch, der mir am meisten bedeutet hat, ist nicht mehr verfügbar und ich check diesen Menschen auch überhaupt nicht, weil er so schwer kommunizieren kann und für ihn jetzt eh alles angenehm ist, weil ich Trottel ihm so viel abnehme.
Und die Zeit mit meiner Tochter kann ich viel zu wenig genießen, obwohl ich alles gebe, was ich kann, aber meine Grundverfassung ist so mies, dass es mir unglaubich leid tut. Und wenn Papa-Wochenende ist, seh ich sie fast 5 Tage lang nicht und das bin ich überhaupt nicht gewohnt, weil ich nie mehr als zwei Nächte weg war und jetzt bin ich zu Zwangsfreiheit verdonnert. Natürlich genieß ich es bis zu einem gewissen Grad, Zeit für mich zu haben, aber auf die Umstände würde ich gern verzichten.
Und ich weiß ja, dass das alles besser wird, dass alles vorbei geht und man eh wieder glücklich wird und ich freu mich drauf, aber das Warten ist unerträglich. Außerdem hab ich das Gefühl, ich kann mich gar nicht richtig distanzieren von der Beziehung weil ich ja zwangsläufig mit meinem Ex zu tun habe, weil wir ein Kind gemeinsam haben.
Und er meint, er würde mir eh sehr viel entgegenkommen, aber ich (Idiot ich!) teile die Kinderbeihilfe mit ihm und das Kindergeld und verzichte auf Alimente, weil ich ja immer so versessen drauf war, alles fair und "richtig" und "gut" zu machen und jetzt frag ich mich, warum ich nicht auch so ein egoistisches Arschloch bin wie die meisten anderen auf der Welt. Gemeinsames Sorgerecht, grundsätzlich toll, aber ich hab das Gefühl, wenn ich nicht aufpasse, rutscht mir alles aus der Hand. Ich war immer diejenige, die sich schlau gemacht hat und überlegt hat, was für unser Kind sinnvoll ist - seien es nun Impfungen, denen er indifferent gegenüber steht oder Ernährung, der er indifferent gegenüber steht oder Hautpflege, der er indifferent gegenüber steht (und das trotz seiner Neurodermitis, die ja oft erblich bedingt ist) und Haushalt, dem er indifferent gegenüber steht. Und wenn ich ihn drauf ansprech und nicht gerade megadiplomatisch bin, dann heißts, ich würde seine Erziehungsfähigkeit in Frage stellen. Aber ich meine, ganz ehrlich, ist es zu viel verlangt, ein Leintuch zu waschen, auf dem schon lauter Flecken vom Reismilchfläschchen sind? Ist es zu viel verlangt, mit Dingen achtsam umzugehen und sie nicht überall herumliegen zu lassen, bis jemand draufsteigt und sie kaputt sind? Ich meine, sind meine Ansprüche so hoch, dass niemand ihnen gerecht werden kann?
Und wann wird sich diese verdammte Situation endlich gut anfühlen? Im Moment funktioniere ich nur, ich hab das Gefühl, alles ist ein einziger Kampf. Ich will mich einfach umdrehen und weggehen, aber das geht nicht, weil da ein unglaublich liebenswertes Geschöpf ist und eben ein Papa dazu, der ein guter Papa ist, aber sowas von undurchschaubar und ohne erkennbare Richtung. Der lieber das Handtuch wirft, als sich einem Konflikt zu stellen. Der mich stehen lässt, weil er so "enttäuscht" war, als er gesehen hat, "dass ich nicht makellos bin" - hallo, wer ist denn makellos? Wie kann man davon enttäuscht sein? Was hat er sich erwartet? Und darauf kann er ja auch keine Antwort geben, weil er ja gar nicht weiß, was er will. Hm, das machts halt ziemlich schwierig, wenn einer nur sagen kann, was nicht passt, aber keine Alternativen anbietet.
Und eigentlich sollt ich noch was arbeiten und bring überhaupt nichts weiter, weil ich mich nicht fokussieren kann, weil mir so viel im Hirn herumschwirrt.
Es ist alles aus den Fugen und ich habs nicht unter Kontrolle und ich fürchte, ich mag Kontrolle und ich weiß gern halbwegs, was auf mich zukommt und ich weiß ja auch, ich pack das, ich kann gut alleine sein, ich hab liebe Freunde und wenn ich erst in meiner Wohnung lebe, komm ich vermutlich auch zur Ruhe und irgendwann werd ich drüber lachen und mir denken "Mein Gott, das waren Zeiten", aber ich sags euch, ich scheiß drauf. Ich hätt eigentlich gern ein zweites Kind gehabt, das steht jetzt in den Sternen und ehrlich gesagt, wozu sich diesen Stress antun, wenn man am Ende wieder allein da steht. Ich weiß, Selbstmitleid, aber die Tatsache, dass mir bewusst ist, was in mir vorgeht, machts auch nicht einfacher. Manchmal denk ich mir, ich sollt mich einfach mal besinnungslos betrinken, aber das funktioniert auch nicht, weil ich auch daran keine Freude habe. Ich hasse es, so freudlos zu sein, ich bin eigentlich ein sehr freudvoller Mensch, aber alles ist fahl und blass und schmeckt nicht.
Und ich fühl mich allein und es kotzt mich an. Und dann klopfen regelmäßig Verwandte von ihm an und bitten mich, das wieder ins Lot zu bringen - "Na schau halt, dass'd wieder mit ihm z'samkommst, der weiß halt auch grad nicht, was er will" - Ja, sicher, erst werd ich verlassen und dann liegts an mir, das wieder einzurenken. Ich mein, einen Rest von Selbstwertgefühl hab ich ja dann doch noch... Wie bescheuert ist das eigentlich?
Mensch, bin ich froh, wenn das hinter mir liegt und ich darüber ehrlich lachen kann...
So, zumindest hätt ich's mal rausgekotzt. Ich glaub, jetzt trink ich zur Feier des Tages ein Bier und dann kuschel ich mich zu meiner süßen Maus... Ich hoff, sie bleibt weiterhin so ein Sonnenschein, aber ich glaub, das ist ein Punkt, warum ich so fertig bin, weil ich wirklich bemüht bin, meinen (emotionalen) Stress von ihr fernzuhalten. Und wenn er dann über mich hereinbricht, dann gleich gscheit mit voller Wucht...
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Ich kann deinen Stress, deinen Hass und alles nur bis zu einem gewissen teil verstehen - da ich mich selbst eben nicht in einer solchen Situation befinde. Jedoch hat mein Mann auch schon einmal über Trennung geredet, mir Dinge an den Koipf geworfen, wo ich gedacht spinnt der jetzt total, mir vorgeworfen, dass ich mich nicht um unsere zukunft kümmere (Umziehen,...). Nicht bedacht hat er dabei, dass ich derzeit mehr oder minder den ganzen Tag mit seiner Oma und seiner Mutter besschäftigt bin (Oma Pflegefall, Mutter nervlich fertig) und dass auch aus meiner Familie einiges an Stress bzw Problemen zu lösen bzw auszuhalten sind (ja, ich werd mich mal wieder ausheulen gehen)...
Aber weg von mir.
Du hast es schon erkannt. Es bringt dir rein gar nichts, wenn du in Selbstmitleid verfällst! Das zieht dich nur noch mehr runter. Sieh doch alles als Herausforderung (was es eh ist). Irgendwer oder irgendwas hat den Weg für die so bestimmt/bereitet und nun musst du in der LAge sein, das Beste daraus zu machen! Ist bei WEitem alles andere als Einfach. Aber steh darüber. Zeig deinem Ex welche starke Frau du bist. Geh unter Leute und sei stark. Schei** auf Verwandte die dir gute Ratschläge geben wollen. Mach dein eigenes Ding. Sag deinem Ex, dass er Bettlaken und dergleichen zu waschen hat, sonst wird Ronja nicht zu ihm kommen, denn wir wollen doch nicht, dass das Kind krank wird oder sich Läuse einfängt! Halt dich nicht nur an Ronja fest. Ja, sie ist nun dein ein und alles, aber du bist auch ein Mensch. Ein MEnsch der unglaublich viel Kraft hat, denn hier einfach darauf loszuschreiben ist auch nicht immer einfach. Sei stark gegenüber deines Ex. Verfall nicht in Selbstmitleid. Du bsit eine tolle Frau. Hast ein tolles Kind. Hast deine eigene Wohnung. Deinen eigenen Job. Du musst nicht deprimiert zu Hause rum sitzen und dir denken dir wird alles zu viel. Sei stark, steh auf und lache. Lache und lass die Sonne in dein Herz. Schau dir dein Kind an, sie wird dir Kraft geben. Aber nimm nicht nur ihre Kraft, nimm auch Kraft aus deinen eigenen Leben!
Das mag jetzt alles so "hart" oder so klingen, aber derzeit bin ich der Meinung (aus persönlicher Erfahrung) dass es anders wohl nicht geht. WEnn man immer Rücksicht auf andere nimmt, geht man leider unter! Man wird ausgenutzt und übergangen. Egal ob dies im Job oder im privaten ist, schaut zuerst auf euch selbst und erst dann auf die anderen!
Ich tu mir dabei elendig schwer, aber in einigen Situationen mach ich das schon prima (ich red dabei aber nicht davon, dass meine seine Kinder hinten anstellt!!)
Steh über den ganzen Müll! MAnche sind einfach nur doof und dumm um gewisse Dinge zu verstehen! Das muss man leider lernen zu akzeptieren!
Drück dich nopcmal ganz fest :hug:
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Lass dich einfach :hug:
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Es ist schon schwer genug, mit einer Beziehung abzuschliessen, aber wenn noch dazu ein Kind da ist, fällt es sicher doppelt schwer, da du ja nie richtig Abstand bekommst.
Ich stimme Corona zu, betrachte mal die negativen Seiten deines Ex. Willst du dein Leben lang für ein "Kind" dasein, das nie erwachsen werden will, weil es sich sonst Konflikten stellen müsste?
Wenn du alleine zu Hause sitzt, steck deine Energie in deine Wohnung (und frag auch deine Freunde, sie sind sicher für dich da) und mach ein gemütliches Kuschelnest für dich und deine Tochter - dann hast du zumindest den Konfliktpunkt mit dem teilweisen Wohnen in eurem ehemaligen Haus beseitigt.
Und die Verwandten sollen sich um ihren eigenen Kram kümmern - du musst dich nicht auch noch um ihre Befindlichkeiten kümmern.
Kindergeld und Familienbeihilfe: bitte behalt sie, Ronja wird ja doch mehr bei dir leben - oder teilt ihr alles ganz penibel: wer kauft Lebensmittel ein, wer das Gewand, wer zahlt bei Ausflügen und teilt ihr euch auch die Tagesmutter oder zahlst du die alleine? Der Großteil der Kosten wird bei dir hängenbleiben und du willst ja deinem Kind auch was bieten können und nicht ständig rechnen müssen, wie du über die Runden kommst (und der Papa ist dann flüssig genug, um der Kleinen Geschenke zu kaufen und tolle Unternehmungen mit ihr zu machen).
Denk an deine Selbstständigkeit - ich wünsche dir, dass die Zahlungen der Kunden regelmässig eingehen, aber realistisch betrachtet wird´s nicht immer so laufen (z.B. 2 Wochen Zahlungsfrist, nach 3 Wochen noch immer kein Geld da, dann die Mahnung, dann vielleicht einmal das Geld - und auf einmal hast du das Geld, mit dem du kalkuliert hast statt in 2 Wochen erst in 6 Wochen).
So, jetzt bin ich etwas vom Thema abgekommen, du bist eine starke Frau, du schaffst das - und lass dir helfen (oder häng dir einen Sandsack in der Wohnung auf, den du bearbeiten kannst, wenn du mal nicht mehr kannst). Alles, alles Gute :hug: :hug:
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Es gibt sicher einige, die man als egoistisches Arschloch..bezeichnen kann aber ich glaube auch, dass es einem Großteil zu Recht zusteht.
An deiner Stelle würde ich deine Regelung im Bezug Kindergeld... überdenken - du leistet ja trotz allem den gr. Teil und nachdem es ihm ja eh so toll geht - würde ich einmal schauen, selber wieder "auf die Beine" zu kommen.
Klar Regel, was ist DIR wichtig und er hat sich genauso daran zuhalten.
Ich kann mir zwar nur ungefähr vorstellen, wie es dir geht aber schau das du so schnell wie mögl, in DEINE Wohnung kommst.
Und versuche positiv zu denken .
:hug: :hug: :hug: :hug:
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Ich weiß ja eh, dass alles wieder ins Lot kommt und wenn ich erst mal richtig in der Wohnung wohne, dann wird vieles einfacher.
Musste mir die ganzen Gedanken mal von der Seele schreiben, es sind Momentaufnahmen, manchmal stürzen alle Gefühle über mich herein und ich pack's überhaupt nicht mehr, die meiste Zeit versuch ich das Beste draus zu machen und fühl mich gar nicht so schlecht dabei. Aber die ganze Geschichte nagt eben an mir und ich kann kaum abschalten...
Zu der Kindergeld/Fam.beihilfen-Geschichte: Wir hatten ein gemeinsames Konto, von dem wir Miete, BK, Strom etc. gezahlt haben. Auch die Kosten für die Tagesmutter wurden von dem Konto bezahlt. Und Kindergeld und Familienbeihilfe hab ich auf dieses Konto überwiesen, weil wir wirklich versucht haben, uns alle gemeinsamen Kosten zu teilen. Und da er Ronja die gleiche Zeit betreut wie ich und sie gleichermaßen bei ihm und bei mir lebt, war es meine Idee, Kindergeld und Familienbehilfe zu teilen, weil wir beide ähnliche Kosten für sie haben. Und Arzt- und Betreuungskosten wollten wir eben auch teilen.
Naja, aber ich denke jetzt trotzdem darüber nach, das anders zu regeln. Vielleicht behalte ich das Geld auch, rein rechtlich steht es mir zu. Mal schauen, muss mir mal alles genau durchrechnen.
Nochmals danke für eure aufmunternden Worte!